Veilchen feiern Jubiläum: Gesellschaft vor 10 Jahren gegründet
4. Mai 2022 – Die BG Göttingen feiert ein besonderes Jubiläum: Die Pro Basketball Göttingen GmbH, die den Spielbetrieb des easyCredit Basketball-Bundesligisten aus Südniedersachsen organisiert, wurde vor zehn Jahren am 4. Mai 2012 gegründet. Seit einem Jahrzehnt sorgen die Gesellschafter, Geschäftsführung und Mitarbeiter der „PBG“ dafür, dass in Göttingen erfolgreich Basketball gespielt werden kann, sich Kinder und Jugendliche für den Basketball begeistern und regelmäßig mehrere Tausend Fans für Euphorie sorgen. „Als wir die Pro Basketball Göttingen GmbH gegründet haben, fingen wir fast bei null an“, blickt Frank Meinertshagen, der von der ersten Stunde dabei war und inzwischen geschäftsführender Gesellschafter ist, zurück. „Dass wir uns so schnell so gut entwickeln, war damals nur ein Traum. Ich danke allen, die uns dabei unterstützt haben, immer größere Ziele zu erreichen, und die dazu beigetragen haben, dass wir seit acht Jahren ohne Unterbrechung Erstliga-Basketball in Göttingen sehen.“
Nach der Insolvenz der Starting Five GmbH, die bis 2012 der Inhaber der Erstliga-Lizenz war, musste im Mai alles sehr schnell gehen. In Windeseile taten sich ein paar Basketball begeisterte Göttinger zusammen und gründeten die Pro Basketball Göttingen GmbH, um den professionellen Basketball-Standort Göttingen zu erhalten. Da die BG Göttingen sportlich aus der ersten Liga abgestiegen war, ging es dann darum, die Zweitliga-Lizenz auf die neue GmbH zu übertragen. Dies gelang, sodass die Veilchen und mit angepasstem Logo in der Saison 2012/2013 in der ProA antreten konnten.
Der Start in die neue Ära hätte kaum erfolgreicher beginnen können: Im Heimspiel gegen Science City Jena am 30. September 2012 holte die BG unter ihrem neuen Trainer Johan Roijakkers gleich einen 90:77-Erfolg. Topscorer war kein geringerer als der aktuelle Veilchen-Kapitän Akeem Vargas, der 20 Punkte erzielte. Die neuformierten Göttinger spielten eine starke Hauptrunde, mussten sich im Playoff-Viertelfinale dann allerdings Jena geschlagen geben. „Der Aufstieg wäre für uns damals auch zu früh gekommen, so weit waren wir noch nicht“, erinnert sich Meinertshagen. Im zweiten Zweitliga-Jahr lief dann fast alles nach Plan. Angeführt vom späteren Liga-MVP Harper Kamp und US-Guard Alex Ruoff dominierten die Göttinger die ProA und sicherten sich im Halbfinale gegen Gießen den Aufstieg und später gegen Crailsheim auch den Meistertitel.
Die erste Saison zurück in der ersten Liga („We are back“) übertraf dann alle Erwartungen. Roijakkers bewies ein sehr gutes Händchen beim Rekrutieren von Spielern, holte den erfahrenen US-College-Helden Khalid El-Amin sowie US-Forward Raymar Morgan, der aufgrund einer Verletzung mehrere Monate keinen Basketball gespielt hatte, in die Leinestadt. Nach Startschwierigkeiten mischten die Veilchen die Liga auf, entledigten sich schnell ihrer Abstiegssorgen und hatten am letzten Spieltag sogar noch die Chance, in die Playoffs einzuziehen, was allerdings nicht gelang.
Der Erfolg löste in der Saison 2015/16 einen Ansturm auf die Dauerkarten aus: Fast 2.000 Saisontickets kauften die BG-Anhänger – ein Rekord. In dieser Spielzeit sollte die Leidensfähigkeit der Fans aber auf die Probe gestellt werden. Die BG schwebte die ganze Saison in starker Abstiegsgefahr und benötigte am letzten Spieltag einen Sieg, um in der Liga zu bleiben. Zum Helden wurde damals Robert Kulawick, der sein Team und die ganze Stadt mitriss, und 20 Punkte zum 85:78-Erfolg gegen Würzburg beisteuerte. Die riesige Erleichterung entlud sich im euphorischen Jubel der Fans, die ihrer Mannschaft in schweren Zeiten die Treue hielten.
Es folgte wieder eine etwas entspanntere Saison 2016/17, in der die Veilchen zwar auch gegen den Abstieg kämpften, den Ligaverbleib aber relativ früh sicherten. Abseits des Parketts gab es einen weiteren Meilenstein für die PBG: Das Sartorius Basketball Lab am Schützenplatz, damals noch unter dem Namen „Basketball-Zentrum“, mit eigener Trainingshalle und Räumen für die Geschäftsstelle wurde im Februar 2017 bezogen. Die professionellen Trainingsbedingungen sorgten für den nächsten Entwicklungsschritt und halfen Roijakkers bei der Spielersuche.
Weiterhin mit einem der kleinsten Spieler-Budgets in der Liga ausgestattet, verlief auch die Saison 2017/18 nicht ganz reibungslos. Von Verletzungssorgen gebeutelt verloren die Veilchen zwischen November und Februar elf Spiele in Folge, doch die Verantwortlichen blieben besonnen und vertrauten ihrem Personal. Roijakkers fand einen Weg aus der Krise und machte den Ligaverbleib erneut vorzeitig klar. Auch die nächste Spielzeit (2018/19) hatte Höhen und Tiefen. Erneut mussten die Göttinger eine zehn Spiele andauernde Niederlagen-Serie verkraften – bescherten den Fans aber auch Highlights wie den 91:85-Heimsieg gegen ALBA BERLIN.
Eine unerwartete und dramatische Wendung nahm die Saison 2019/20. Nachdem die Göttinger mit sechs Niederlagen in Folge in die Spielzeit gestartet waren, und auch dieses Mal Ruhe bewahrt wurde, fing sich das Team, besiegte Oldenburg, Berlin und München und schob sich an die Playoff-Ränge heran. Die Euphorie wurde abrupt gebremst, als die Saison aufgrund der Corona-Pandemie im März 2020 unterbrochen werden musste und sich die Sorge breit machte, diese Situation finanziell nicht zu überleben. Doch auf das Veilchen-Umfeld war Verlass. Eine unglaubliche Solidaritätswelle schwappte über die Göttinger: Ob Sponsoren, Dauerkarten-Besitzer, Helfer oder Fans – alle unterstützten die BG, so gut es ihnen möglich war, und trugen so dazu bei, dass die Sorgen des Klubs gemildert wurden. Und die Liga fand eine zusätzliche Lösung. Im Final-Turnier in München, das unter strengster Abschirmung und Hygienemaßnahmen stattfand, bewiesen die Veilchen zusammen mit neun weiteren easyCredit BBL-Klubs, dass sie innovative Ideen umsetzen können. Im Eröffnungsspiel der so genannten „Bubble“ besiegte die BG Crailsheim nach dreimonatiger Pause 89:78 dank 30 Punkten von Bennet Hundt – die Euphorie war wieder da!
Im Sommer 2020 verließ Roijakkers nach acht Jahren die BG und wechselte nach Bamberg – für ihn übernahm Roel Moors. Der belgische Ex-Profi hatte nicht einmal zwei Monate Zeit, um ein komplett neues Team zusammenzustellen, aufgrund der finanziellen Belastung aus der Corona-Pandemie mit noch kleinerem Budget. Doch die Mannschaft um Rückkehrer Vargas schaffte gleich zu Saisonbeginn die Überraschung und zog ins TOP FOUR um den MagentaSport BBL-Pokal ein. In der Spielzeit gab es viele Aufs und Abs, doch Moors verpflichtete geschickt nach, sodass die BG sich auch in dieser Saison vorzeitig den Ligaverbleib sicherte. Geprägt wurde die Spielzeit 2020/21 weiterhin von der Corona-Pandemie – Pappaufsteller ersetzten die Fans auf den Zuschauerrängen, Geisterspielatmosphäre machte allen Beteiligten zu schaffen. Auch die Veilchen mussten im April für zwei Wochen in Quarantäne, weil sich zwei Spieler kurz vor dem Pokalturnier mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Erneut war es die Unterstützung von Sponsoren und Fans, die widrige Bedingungen akzeptierten, finanziell und emotional ihren Beitrag leisteten und dafür sorgten, dass sich keine Melancholie ausbreitete.
Belohnt wurde die Basketball-Gemeinschaft 2021/22 mit der erfolgreichsten Spielzeit seit sieben Jahren. Kurz nach Saisonbeginn stand die BG völlig überraschend an der Tabellenspitze und belegte lange Zeit einen Playoff-Rang. Es sah so aus, als ob sich die Göttinger einen Traum erfüllen könnten, doch Ende März verletzte sich MVP-Kandidat und BG-Topscorer Kamar Baldwin, der den Göttingern durch seine Crunchtime-Qualitäten einige knappe Siege beschert hatte, schwer und konnte die Saison nicht zu Ende spielen. Für die Veilchen war dieser Ausfall nicht zu kompensieren: Ohne Baldwin verloren sie neun von elf Spielen, rutschten aus den Playoff-Rängen und verpassten am vergangenen Wochenende die Chance, die große Überraschung doch noch zu schaffen. Bei aller Enttäuschung bleibt am Ende das positive Gefühl, mit kleinem Budget die großen Klubs der Liga geärgert und vielen Fans endlich wieder live in der Sparkassen-Arena viel Freude bereitet zu haben.
„Es gab in den vergangenen Jahren – wie das im Sport so ist – einige Tiefen, aber auch sehr viele Höhen. In all dieser Zeit war es immer wieder fantastisch zu erleben, wie die Basketball-Gemeinschaft hier in Göttingen zusammenhält und mit wieviel Herzblut sich die Menschen in unserem Umfeld engagieren“, sagt Meinertshagen. „Wir hoffen, dass wir ihnen auch weiterhin ein außergewöhnliches Erlebnis bereiten können und sich die BG Göttingen von Saison zu Saison immer ein bisschen weiterentwickelt.“