Veilchen bringen Favoriten Bayreuth ins Wanken

Michael Stockton war nach Brion Rush zweitbester BG-Punktesammler in Bayreuth (20). Bild: Thorsten Ochs
28. Januar 2018 – Die BG Göttingen hat den Favoriten ins Wanken gebracht, gefallen ist er aber nicht. Am Sonntagnachmittag verlor die Mannschaft von BG-Headcoach Johan Roijakkers beim Tabellenvierten medi bayreuth knapp 83:86 (37:40). Vor 3.104 Zuschauern in der Bayreuther Oberfrankenhalle startete der easyCredit Basketball-Bundesligist aus Südniedersachsen couragiert in die Partie und erarbeitete sich zu Beginn des zweiten Abschnitts sogar einen 14-Punkte-Vorsprung. Dann zeigten die Gastgeber aber immer mehr ihr Potenzial und übernahmen zur Halbzeitpause die Führung. Die BG hielt das Spiel lange offen und hatte mit der Schlusssirene sogar die Chance zum Ausgleich. Doch der Notwurf von Brion Rush verfehlte sein Ziel, sodass sich am Ende die qualitativ überlegenen Hausherren durchsetzten. Bester Veilchen-Werfer war Rush mit 23 Punkten. Für Bayreuth trafen Nate Linhart und Andreas Seiferth (je 18 Zähler) am häufigsten.
Die Veilchen starteten mit Intensität in der Verteidigung und Mut in der Offensive ins Spiel. Nachdem die oberfränkischen Gastgeber kurz nach Spielbeginn die Führung übernahmen, holten sich die Göttinger diese sofort zurück (5:4/3.). Die Gäste erwischten die Bayreuther auf dem falschen Fuß und bauten ihren Vorsprung Stück für Stück aus. Nach Harper Kamps Punkte zum 17:8 nahm medi-Headcoach Raoul Korner seine erste Auszeit, die allerdings ihre Wirkung verfehlte. Seine Mannschaft leistete sich einfache Ballverluste und ließ sich von der BG-Defense beeindrucken. Die höchste Führung des Viertels stellte Nationalspieler Dominic Lockhart zum 22:9 her. Zum Abschnittsende verkürzte Bayreuth allerdings wieder auf neun Zähler (22:13).
Im zweiten Viertel spielten die Veilchen weiterhin mit Selbstbewusstsein. Kapitän Michael Stockton, der insgesamt 20 Punkte erzielte, baute den Vorsprung in der 12. Minute durch ein Drei-Punkte-Spiel (Korberfolg plus Freiwurf) auf 27:15 aus, aber die Korner-Truppe kam langsam besser in die Partie. Innerhalb von rund vier Minuten ließen die Bayreuther die Göttinger Führung auf drei Punkte schrumpfen (29:26/16.). Weil die Südniedersachsen sich aber nicht aus der Ruhe bringen ließen, behaupteten sie zunächst ihren Vorsprung. Rushs Dreier zum 37:31 (19.) sollten allerdings die letzten BG-Punkte bis zur Halbzeitpause bleiben, sodass die Hausherren zum Ende des Abschnitts erstmalig seit der 3. Minute wieder in Führung gingen (37:40).
Auch nach dem Seitenwechsel setzten die Veilchen das um, was ihr Trainer gefordert hatte: Sie bauten die guten Phasen aus und blieben im Spiel. Nach Zählern von James Robinson zum 43:48 (23.), ließen die Leinestädter einen 11:2-Lauf folgen, den Stephan Haukohl durch ein Drei-Punkte-Spiel zum 54:50 abschloss (27.). Weiter ließen die Gastgeber die BG aber nicht davonziehen – im Gegenteil. Sie hatten immer wieder ausreichend gute Phasen, um sich die Führung zurückzuholen und diese vor dem Schlussviertel auch knapp zu behalten (58:59).
Zu Beginn des letzten Abschnitts sah es dann so aus, als ob die Veilchen dem Favoriten das Feld überlassen mussten. Die Roijakkers-Truppe gestattete den Bayreuthern nun immer wieder freie Dreier, die diese auch trafen. So sorgten Steve Wachalski und medi-Kapitän Bastian Doreth dafür, dass der Göttinger Rückstand auf zehn Punkte anwuchs (64:74/35.). Doch die BG gab sich noch nicht geschlagen und startete in Person von Rush die Aufholjagd. Der US-Guard erzielte zwölf Punkte in Folge und brachte sein Team so auf 75:76 heran (38.). Aber auch die Bayreuther blieben ruhig, bauten ihren Vorsprung wieder auf sechs Zähler aus und behielten die Nerven an der Freiwurflinie (80:86/40.). Dennoch hatten die kämpferischen Veilchen am Ende noch die Chance, sich in die Verlängerung zu retten, weil Bayreuth nach Rushs Dreier zum 83:86 fünf Sekunden vor dem Ende den Ball nach dem Einwurf verlor. In der kurzen Zeit schafften es die Göttinger aber nicht mehr, einen guten Wurf abzugeben, sodass Rushs letzter Dreierversuch das Ziel verfehlte und Bayreuth sich den Sieg sicherte.
Stimmen zum Spiel:
Johan Roijakkers (Headcoach BG Göttingen): „Ein großes Kompliment geht an meine Mannschaft. Eine Mannschaft, die auf dem 17. Platz steht, spielt normalerweise schlechten Basketball, die Verteidigung ist nicht aggressiv, sie hilft sich in der Defensive nicht gegenseitig. Ich habe heute aber eine Mannschaft gesehen, die aggressiv auf allen Positionen war, die sich gegenseitig geholfen hat, die wusste, was zu tun ist. Normalerweise sind die Mannschaften, die unten stehen, auch egoistisch. Wir hatten 21 Assists, nur 14 Turnover. Ich habe das genossen. Es ist nicht einfach für uns, die Jungs schauen immer auf die Tabelle. Wenn man sieht: Lockhart 31 Minuten, Kramer 21, Haukohl 20, Güttner 17, dann war das eine deutsche Mannschaft die heute gegen eine Champions-League-Mannschaft gespielt hat. Das ist einfach Klasse. Ich bin sehr stolz darauf, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist.“
Raoul Korner (Headcoach medi bayreuth): „Ich kann mich den Komplimenten, die Johan an seine Mannschaft gerichtet hat, nur anschließen. Es war eine sehr starke, kompakte Mannschaft, auf die wir heute getroffen sind. Eine sehr gut gecoachte Mannschaft, das habe ich auch nach dem Hinspiel schon gesagt. Rush macht natürlich einen riesigen Unterschied in der Truppe. Er ist ein Spieler, der das Kommando übernehmen und aus dem Nichts Punkte zaubern kann. Letztendlich war Göttingen eine Mannschaft, die über weite Strecken den besseren Basketball gezeigt hat. Wir haben aber nichtsdestotrotz wieder die Qualität gezeigt, die uns schon die ganze Saison über auszeichnet: Wir haben wieder einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen. Am Ende hätten wir aber fast auch wieder einen Weg gefunden, es zu verlieren. Zum Glück ist es aber gut ausgegangen.“
medi bayreuth – BG Göttingen 86:83 (40:37)
Die Viertel im Überblick: 13:22, 27:15, 19:21, 27:25
Zuschauer: 3.104
BG Göttingen: Lockhart (4 Punkte), Williams (3/1 Dreier), Kramer (10, 6 Rebounds), Rush (23/6), Stockton (20, 6 Rebounds, 9 Assists), Loveridge (5/1), Kamp (7), Larysz (n.e.), Haukohl (9), Grüttner (2).
medi bayreuth: Robinson (9 Punkte), Cox, Linhart (18/2 Dreier), Doreth (9/3), Seiferth (18), Wachalski (11/3), Amaize (3/1), Brooks (4), York (10, 5 Assists), Marei (4, 5 Rebounds).